Gespräch mit den Stromberger Busfahrern

Die Betriebsratsvorsitzende hatte mich zum Gespräch eingeladen, Denn die 8 Fahrer im Bereich Stromberg wissen nicht, wie es bei ihnen weiter geht. 

Freitagmoren um 6 Uhr 45 fährt ein voller Bus mit Schulkindern Richtung Bingen – eine verantwortungsvolle Aufgabe. Ob der Fahrer diese Arbeit in der kommenden Woche noch ausüben darf, weiß er nicht. Bis zu diesem Zeitpunkt hat er nämlich noch keinen Dienstplan für die kommende Woche erhalten. Schüler fahren mit Existenzängsten im Kopf: So geht es aktuell den acht Fahrern, die bei der DB SüdwestRegio dem Bezirk Stromberg zugeordnet sind.

Die Betriebsratsvorsitzende Sybille Mayer hatte die CDU-Landratskandidatin Bettina Dickes zu einer gemeinsamen Fahrt eingeladen, um ihr dabei die Probleme zu schildern und auch öffentlich darauf aufmerksam zu machen. Dickes hatte nach verschiedenen Informationsfahrten schon vor Wochen die schlechten Arbeitsbedingungen der Busfahrer moniert. Arbeitstage von mehr als 13 Stunden, von denen aber nur 9 Stunden bezahlt werden, sind üblich. Stehzeiten werden nämlich nicht als Arbeitszeit gewertet. Steht also ein Fahrer 15 Minuten am Bahnhof, um auf die nächste Fahrt zu warten, zählt das als Freizeit. Dies summiert sich über den gesamten Tag – und lässt kaum noch Zeit für wirkliche  Freizeit.  Familienleben funktioniert so kaum. Die Folge ist, dass durch diesen Stress nicht nur im Bezirk Stromberg der Krankenstand sehr hoch ist und es dadurch immer wieder zu Engpässen bei den einzelnen Linien kommt.

Der Bezirksrat um Sybille Mayer und die Mitarbeiter im Dienstplan 265 (Bezirk Stromberg) hatten vor einiger Zeit moniert, dass die Fahrer gleich dreimal in der Woche diese langen Touren fahren müssten, und auf verträglichere Dienstpläne gepocht. Die kamen nicht, stattdessen hinter vorgehaltener Hand die Ankündigung, die betroffenen Linien nun an  Fremdfirmen zu vergeben. Für Mayer stellt sich hierbei schon die Frage, ob man damit allen anderen Fahrern bei der DBSüdwestBus ein Zeichen setzen wollte, sich ruhig zu verhalten. Begründet wird der Schritt offiziell mit der Ansage, der hohe Krankenstand bei den Fahrern im Bereich Stromberg führe zu vielen Ausfällen von einzelnen Buslinien und mache sie zu einem unzuverlässigen Partner. Dabei, so die Betriebsratsvorsitzende Mayer, sei der Krankenstand im gesamten Bezirk gleich. Brisant sei zudem, dass diese geplanten Veränderungen  den betroffenen Fahrern noch nicht mitgeteilt, an anderer Stelle jedoch kommuniziert wurden. Auch die CDU-Politikerin Bettina Dickes, die vor der Fahrt Kontakt mit der Geschäftsführung aufgenommen hatte, wurde von dieser informiert, dass die Linien künftig nicht mehr gefahren würden.

 

Die betroffenen Fahrer hatten bis Freitag jedoch noch keine Ahnung, wie es mit ihnen künftig weiter geht. Die Angst sitzt tief. Sie müssen damit rechnen, in Bereiche versetzt zu werden, bei denen zu den über 13 Stunden im Bus noch zwei Stunden Fahrt von und nach Hause kommen, und das ohne finanziellen Ausgleich bei sehr geringem Einkommen. Aber Alternativen sind rar, denn einige Fahrer sind schon über 60 Jahre und haben kaum noch Chancen, eine andere Stelle zu bekommen. So bleiben die Existenzängste und die Wut, weil man ohne jedes Gespräch einfach im Regen stehen gelassen werde.

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